Sonntag, 1. Juni 2014

Von Florida und verbrannten Füßen

Zehntausend Jahre später schaffe ich es nun endlich, euch, wo auch immer ihr gerade steckt, auf den Stand zu bringen. Der März hatte es faustig hinter den Ohren und mich somit fast am Ende umgehauen. Neben wunderbaren Tagen in Florida bekam ich ersten Besuch aus der Heimat und schaffte es sogar noch für ein Wochenende nach New York. Aber ich sollte erstmal chronologisch vorgehen, sonst verwirre ich nicht nur euch, sondern mich auch.

Am 5. März klingelte mein Wecker um 5:10 Uhr, eine Uhrzeit, die grundsätzlich verboten werden sollte. Ich, aufgeregt wie eine 10jährige vor ihrem Geburtstag, hatte natürlich erst das Licht um 1 Uhr in der Nacht ausgemacht. Auf der anderen Seite finde ich es aber auch wunderschön, dass mich dieses Reisefieber und die Vorfreude selbst im 20. Lebensjahr nicht verlassen. Der Flug nach Fort Lauderdale (nördlich von Miami) verlief neben den außergewöhnlichsten Turbulenzen meines Lebens ziemlich unspektakulär. Es sah nach meiner Weihnachtsreiseeskapade doch eindeutig vielversprechend aus, das wunderte mich dann allerdings ein bisschen. Um 13 Uhr sollte uns (Fritz, österreichischer Freiwilliger im Museum, der von Svenja und mir zwecks seiner Nationalität ziemlich viel ertragen muss -okay, das verlangt nach einem gesonderten Post-) ein Shuttlebus abholen. Als dieser dann eine Stunde später immer noch nicht da war, begann ich, die Hotline anzurufen. Der Mensch, der mit mir telefonierte, hatte natürlich herausragende Englischkenntnisse (Achtung IRONIE) und verstand mein Problem sofort.
Eine Stunde später, nachdem ich mehrmals weggedrückt, angeschrien und teilweise auch beleidigt wurde, erfreute uns die Anwesenheit eines Autos, was wahrscheinlich auch nur kam, weil ich androhte, mich ernsthaft bei seinem Vorgesetzten zu beschweren. Für alle (Florida)Reisende: Es lohnt sich AUSDRÜCKLICH, YELP-Einträge VOR der Buchung zu lesen. Hier ein kurzer Exkurs zur besagten Firma: 



Ich kann mir ehrlich nicht erklären, wofür ich dieses Reisepech verdient habe; ABER es muss eine fundamentale Sünde gewesen sein. Wetten bezüglich dieser dürfen gerne unter diesen Artikel abgegeben werden, die Beste bekommt was. Und mir fällt jetzt schon zu viel ein...

Aber das kann jetzt erstmal in den Hintergrund treten. Als wir endlich in Naples ankamen, war ich komplett begeistert. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viele Bäume und Büsche gesehen hab. Sehr oft habe ich mich zuhause gegenüber dem Rasenmähen abwertend geäußert, aber es hat wohl doch seine Spuren hinterlassen. Fritz hat mich, zumindestens bin ich fest davon überzeugt, für komplett bescheuert erklärt, als ich den vierten Baum liebevoll ansah und mal wieder meine Kamera zückte. Anscheinend werde ich nie als Großstädter enden. Aber damit das auch nachvollziehbar ist, hier ein paar Bilder:













Bereits nach wenigen Minuten mit Gene und Regina, die uns für die Tage beherbergten, war klar, dass wir es eindeutig nicht mit klassischen Amerikanern zu tun hatten. Sofort waren wir am Kochen, als so richtig mit Gemüse und co. Im Wohnzimmer hing der schönste Mark Rohtko (keine Sorge, nur ein Kunstdruck), den ich bis jetzt zu Augen bekommen habe und allgemein war es eine richtig tolle Atmosphäre! Gleich neben ihrem Haus steht das Clubhaus der Wohnanlage, praktischerweise mit Pool, sodass man eigentlich immer rüberhuschen konnte, sobald man Lust auf eine Abkühlung hatte.







Der Donnerstag war komplett verregnet, was ich als nicht sehr schlimm einschätze, da wir so den ersten richtigen Urlaubstag zum Einmummeln nutzen konnte. Für mich hieß das: Sofa und Jane Austens "Stolz und Vorurteil", was mittlerweile zu jedem (Sommer)Urlaub dazugehört, nun in Florida das erste Mal auf Englisch. Gewissen Familienmitgliedern attestiere ich hier Augenrollen. Ich erinnere mich an ein Weihnachten, an dem Mama und ich den Rest wirklich überzeugen konnten, dem Film eine Chance zu geben. Papa schlief nach 10 Minuten, Pirmin nach der Hälfte. Getoppt wurde dieses Ergebnis erst durch das Kanzlerduell 2013, da lag die familiäre Dösquote bei 80 Prozent. Aber zurück nach Florida!

Der Freitag entpuppte sich als wunderbarer Strandtag, was auch so zelibriert wurde. Ordnungsgemäß (mit Adelsblässe gesegnet) kremte ich mich ein, allerdings wohl nicht aufmerksam genug. Dazu später mehr! Der Strand war klasse, Wasser bei lauschigen 20 Grad und ich dementsprechend auf Wolke 7. Nach ein paar entspannten Stunden am Strand ging es dann für Fritz und mich noch in die historische "Altstadt" Naples.









































Mein Cremefiasko erreichte mich dann am Abend - in Form von krebsroten Füßen, die bis heute (Mai) immer noch dunkler sind als meine Beine (Käse). Svenja vertritt die Theorie, dass ich meine Füße nicht wasche. Leider schaut es wirklich ein wenig komisch aus...







Der Samstag mutierte zum Ausflugstag: Morgens Markt...













Mittags Botanischer Garten...













Die wohl hässlichste Pflanze, die ich je gesehen habe.












Nachmittags ab in die Swamps...







Für alle Leuchten wie mich...



Erinnerte mich stark an Brandenburg.





















Ausstellungskrokodil.



Hier der Beitrag für die Landschaftsarchitekten unter uns.



... worauf ich mich übrigens sehr freute. Interessant ist der Fakt, dass der Großteil der in Florida gepflanzten Dinge nicht einheimisch/typisch sind. Also stellen die Everglades den Normalbestand da. Außergewöhnlichste Tiere wie eine Eule, ein Schmetterling und etwas zwischen Storch und Kraninch kreuzten unseren knapp 2 Stunden andauernden Spaziergang; ich wartete sehnsüchtigst auf ein Krokodil. Kurz vor knapp schob sich dann noch ein Exemplar in unsere Sichtlinie. Allerdings sah das so unnatürlich und drapiert aus, dass ich davon ausgehe, dass diese Attrappe für unglückliche Besucher wie mich aufgestellt wurde. Ich sollte professionell Verschwörungstheorien in die Welt setzen...

Der Sonntag war von allgemeinen Fußbeschwerden geprägt, Krebsrot hatte sich ungefragt zu Kirsche entwickelt. Da hilf nur der Pool. Als Abschluss unseres Kurztrips ging es dann noch nach Marco Island, wo es noch einmal Seafood aka Soulfood gab. Gekrönt wurde der Abend von einer Heimfahrt bei Sonnenuntergang, es ist wahrlich wunderschön!







Am Montag ging es wieder heim, wir hatten noch ein bisschen Zeit zum Todschlagen, sodass wir nach der Durchquerung der Everglades in Richtung Fort Lauderdale eben dort noch ein bisschen die Stadt erkundeten und im Stranahan Haus landeten. Hier nun ein kurzer Geschichtsexkurs: anfang 1900 war das heutige Gebiet Miamis komplett von Indianern besiedelt, es gab keine Straßen- oder Zugerschließung, lediglich das Boot. Frank Stranahan, nach dem das Haus benannt ist, war der erste Fährmann zwischen dem heutigen Fort Lauderdale und Miami. Seine Frau Ivy und er waren maßgeblich daran beteiligt, dass Indianer fair behandelt wurden/handeln konnten und eine fundamentale Schulbildung erhielten, um eben dieses Handeln zu ermöglichen.







Must-Have für die nächste Wohnung!



Alles in Allem erlebte ich zwischen zehntausend Rentnern, langen Hosen bei 30 Grad (ich kann das mittlerweile auch), tropischen Nächten und toller Natur einen wunderbaren Urlaub, der zu dem Zeitpunkt bitter nötig war! Wir hatten in DC noch -10 Grad, was schon fast ein Notstand in dieser Stadt ist. Jedem, dem es möglich ist, einmal Richtung Florida zu entschwinden, möchte ich dies ans Herz legen. Amerika in seiner Reinstform von Dinern und Südstaatenslang, Schlierkraut, das von Bäume hängt (und also wirklich existiert), wunderbarer Strand und einfach Urlaubsstimmung pur hat was für sich!

Soweit erstmal liebe Grüße von mir und dem restlichen Lakner-Clan, der gerade zu Besuch ist! Ich werd hier mal ein bisschen aufarbeiten und schreiben, schreiben, schreiben, denn viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Noch drei Monate und dann heißt es "Adios, Amigos".


Bis dahin grüßt aus Lummerland,
Eure Antonia

1 Kommentar:

  1. Nur damit eines klar ist (okay, ja ich muss zugeben, den Artikel jetzt erst gelesen zu haben): Pirmin war der einzige, der sich "Sülz und Vorurteile" bis zum Ende reingezogen hat, währenddessen du, mein herzallerliebstes Schwesterherz, und Frau Mama bereits im Land der Träume wart! Ich war in dem kräftezehrenden Wettbewerb übrigens auf Platz 2, gleich hinter Pirmin. Ich denke die Welt sollte auch hier die Wahrheit erfahren!

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