Freitag, 31. Januar 2014

Und die Zeit fliegt und fliegt

Ende Januar, wieder ein Zwöftel vorbei, und ich, ich warte irgendwie verzweifelt auf den Frühling. Das könnte ein wunderbar tiefgängiger Satz sein. ABER bevor das hier alles zu philosophisch wird, fangen wir erstmal chronologisch. Also im Dezember.

Nachdem ich eigentlich Weihnachten in Amsterdam auf dem Flughafen feiern wollte, entschied sich das westeuropäische Wetter dann doch anders und ebnete mir den Weg nach Berlin. Für alle, die das jetzt nicht verstehen, kann ich nur sagen: „Kevin allein zu Haus“ ist verglichen mit meinem Szenario nichts, garnichts. Freudigen Sinnes machte ich mich am 23. abends auf den Weg zum Flughafen in DC und war schon tendenziell überrascht, dass alles so problemfrei funktionierte. Keine Bombe in meinem Gepäck und mit dem Tickets hatte auch alles geklappt. Als dann im Flugzeug auch noch der Platz neben mir frei war und ich mich ernsthaft ausstrecken konnte, war ich der festen Überzeugung, diesmal das Schicksal/Universum besiegt zu haben.

Ich sollte mich eindeutig nicht mit dem Universum anlegen.

Nach einem Gläschen Rotwein, einem Woody Allen FIlm und der perfekten Position schlief ich den Schlaf der Gerechten (und Aufgeregten). Total fertig und übernächtigt bin ich irgendwann aufgewacht, als der Landeanflug auf Amsterdam angekündigt wurde. Da war es dann auch schon so komisch windig, aber wie immer denke ich da ja nichts weiter und freu mich auf daheim. Irgendwann sind wir wieder auf europäischem Boden und ich lege einen imaginären Stepptanz hin, der immer noch seines Gleichen sucht. Im Flughafen suche ich meine Richtung zum Gate und zum nächsten Waschbecken. Stunde für Stunde warte ich auf die magische Zahl von 12:15 Uhr, die Boardingtime. Als es so weit ist, bin ich seit 5 Stunden in Amsterdam, leider das Flugzeug aber nicht. Erste ernsthafte Bedenken kommen um 13 Uhr auf. Irgendjemand brabbelt auf Niederländisch was, das wie Wetterproblem und viel Wind klingt. Angst um Weihnachten macht sich in meinem Hirn breit. Nebenbei muss man hier auch noch erwähnen, dass es auf dem Flughafen Schiphol kein W-Lan gibt und Antonia Lakner natürlich nur noch 1,15 Euro auf der deutschen Simkarte hat. Man kann das auch als Talent für ausweglose Situationen bezeichnen. Allein, ohne Verbindung zur Außenwelt, mit lauter Niederländern und das alles am 24. Dezember. Ich war zu diesem Zeitpunkt kurz vorm Heulen und es kam zu mehreren ernshaften Auseinandersetzungen mit Gott; bei denen ich teilweise mehr anzweifelte, als mir jetzt lieb ist (unter anderem meine und seine Existenz). Mich kann nicht viel aus der Bahn werfen, aber an diesem Tag war ich ein emotionales Frack. Irgendwann hat mir dann meine wunderbare Schwester einen Vodafone-Aufladecode geschickt. Da stellte sich dann allerdings raus, dass mein Vater extra nach Berlin gefahren ist, um mich abzuholen. Meine emotionale Verfassung bekam jetzt auch noch ein schlechtes Gewissen.
Also hieß es weiterhin Hoffen und Bangen. Weil ich nichts verpassen wollte, um dann am Ende nicht wegzukommen, hab ich mir auch keinen Schlaf mehr erlaubt. Was Weihnachten einem doch alles Wert sein kann... Unglaublicher Weise kam dann doch irgendwann das Flugzeug und in Berlin wurde dann der imaginäre Stepptanz zu einem realen. Als mich dann mein Vater in die Arme schloss, war meine kleine Welt wieder in Ordnung. Mein Vater, der am Ende knapp 5 Stunden in Berlin auf mich gewartet hatte, knatterte in nahezu Schallgeschwindigkeit nach Hause. Meine Erleichterung lässt sich nicht in Worte fassen!

Die wenigen Tage zu Hause habe ich sehr genossen und kulinarisch mehr als ausgenutzt. Hauptnahrungsmittel war eigentlich Fleisch, Fisch und Brezeln in sämtlichen Varianten (eindeutige Favouriten: Leberwurst und Graved Lachs). Traditionsgemäß stellte Pirmin die Frage (an Theresa): „Sag mal, wo ist eigentlich die Siedler 3 Multiplayer-CD, gibt’s die noch?“ Und jedes Jahr Theresas Antwort: „Ach die hab ich auf der Festplatte... aber die ist in Freiburg.“ Zum Glück merkt man bei manchen Dingen unseren Altersunterschied nicht. Da ich in den letzten Monaten ja bekanntlich nicht zu Hause war, hatte ich auch den ganzen Hype um Quizduell verpasst. Der kam dann aber so schnell im Hause Lakner an, dass sich Mama es sogar nicht nehmen ließ, ordentlich mitzumischen. Das ganze wurde dann temporär von Papa (und zwar genauso lange wie er in einem Raum anwesen war) mit dem Spruch beendet, dass wir die Mistdinger aka Smartphones doch wenigstens beim Essen weglegen sollten. Es war aber auch tendenziell komisch, wenn dann 12 Leute in einem Zimmer saßen und jeder an dem Ding hin. Vater, mein großes Danke an dich! :)
Auch möchte ich mich hier entschuldigen, dass ich auf viele Nachrichten, die ich während meines Aufenthaltes bekam, nicht geantwortet habe! Ersteinmal war ich einfach froh, da zu sein. Und zweitens: ich krieg das nicht mal hier gebacken, also seid mir bitte nicht böse!

Kurz vor Silvester ging es dann für mich wieder zurück zu meinem mittlerweile anderen Zuhause, damit ich dort den Jahreswechsel genießen konnte. Zusammen mit ein paar Freiwilligen haben wir den ganzen Abend gekocht und entspannt auf das neue Jahr angestoßen. Gleichzeitig konnte ich noch die mir von Pirmin beigebrachten Cocktailkünste anwenden. Das, meine Freunde, sind wirklich relevante Ausbildungsmerkmale. Was muss man denn, jetzt mal ehrlich, über die Epidermis einer Sukkulente wissen, wenn man anstatt dessen einen Vodka Sour in der Hand halten kann. Das wäre bildungspolitisch eine Aufwertung der Berufssparte Chemielehrer! Und die, das weiß jeder, haben das mehr als nötig.

Ansonsten geht es mir gut, der Amsterdamtrip hat keine langfristigen Schäden hinterlassen und der 5. Monat in den USA neigt sich dem Ende zu. Verrückt, wie die Zeit fliegt!

Euch allen, die da Draußen irgendwo verstreut sind, wünsche ich ein schönes Wochenende, angenehme verbleibende 11/12 und mehr Glück mit dem Universum, als es mir vergönnt ist!


Wie immer die liebsten Grüße aus Lummerland,



Eure Amsterdam-erfahrene Antonia

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